Startseite zum Kontaktformular zur Suche Telefon Meine DGAK zum Menü
Deutsche Gesellschaft für Kinesiologie
Mitglied werden
Kontakt
Blogbeitrag: Natürlich besser sehen

Entspanntes Sehen trotz Dauer-Bildschirm-Belastung

von Sandra Papendick
Durch die Zunahme der Nutzung digitaler Geräte ist entspanntes Sehen wichtiger denn je.

Online-Angebote auf dem Vormarsch
Wir leben in einer Zeit voller Herausforderungen. Die digitale Entwicklung schreitet rasant und unaufhaltsam voran. Sogar in Deutschland hält die Digitalisierung Einzug. Unterricht kann online stattfinden und viele Unternehmen bieten HomeOffice an. Viele Plattformen für Online-Meetings bieten geschäftlichen und privaten Nutzern die grandiose Möglichkeit, sich über jede Entfernung mit anderen Menschen zu vernetzen. Das Angebot an Online-Bildung und Weiterbildung ist nun größer als je zuvor und wächst.

Besorgniserregend!
Doch es gibt gravierende Entwicklungen in eine ungesunde Richtung. In den Medien findet es zum Glück schon Beachtung, dass die körperlichen Aktivitäten der Menschen abnehmen. Damit nimmt das Körpergewicht in der Regel zu. Eine äußerst besorgniserregende Tendenz. Doch das ist nicht alles und soll nicht das Thema hier sein.

Das Auge, besser gesagt der gesamte Sehapparat, ist ein hochkomplexes Organ mit brillantem Zusammenspiel an Funktionen. Das menschliche Auge ist darauf ausgelegt, sowohl in der Ferne als auch in der Nähe Lebewesen und Dinge zu erkennen. Als wir Menschen noch Jäger und Sammler waren, mussten wir unsere Beute in der Ferne erkennen, sie mit Pfeil und Bogen anvisieren. Die Augen waren immer in Bewegung. Heute sind wir nur noch beim Autofahren auf unsere Fernsicht angewiesen. Unzählige andere Tätigkeiten erfolgen nur noch im Nahbereich.

Digitalisierung - Segen und Fluch zugleich
Eine dramatische Entwicklung beginnt für Kinder mit dem Übergang auf weiterführende Schulen. Ein „gutes Bildungssystem“ funktioniert scheinbar nur auf Kosten einer natürlichen und spielerischen Entwicklung kindlichen Sehens (und kindlich natürlicher Bewegung). Erwachsene jeden Alters, vor allem Studierende und Berufstätige verbringen für Bildung, Beruf UND Freizeit unfassbar viel Zeit am Laptop, PC, Tablet und Handy. Oder auch vor dem Fernseher.

Unnatürliches Licht auf nahe Distanz, stundenlanges Starren und oft Nutzungen mehrerer Geräte gleichzeitig: Tolle Technik, aber eine Zumutung für deine Augen.

Kurzsichtigkeit - eine bittere Begleiterscheinung
Die Anzahl der kurzsichtigen Kinder und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Schätzungsweise 50 % der europäischen und über 90 % der asiatischen Schulkinder sind bereits von Kurzsichtigkeit betroffen! (Quelle: SWR, Stand 09.10.2019)

Genau in der Zeit, in der sich das Auge des Kindes entwickelt und von Natur aus ständig in Bewegung ist, wird es geradezu auf Unbeweglichkeit getrimmt. Sind es in den ersten Schuljahren wenigstens noch echte Bücher, so wird es mit dem Älterwerden immer häufiger ein digitales Medium, mit dem man liest, lernt oder auch chattend und surfend seine Freizeit verbringt.
Zeit, etwas für deine Augen zu tun!
Natürlich besser sehen - AugenGehörst du zu den Menschen, die ins Starren verfallen? Starren ist die unbewegliche Fokussierung auf ein Objekt oder einen Text. Wahrscheinlich atmest du dabei flach und hast deine Schultern hochgezogen. Zu einem perfekten Starren gehört auch noch das Stirnrunzeln. Probiere es doch gleich mal aus, ob dir das bekannt vorkommt. Jetzt kneife noch die Augen zusammen. Ja, das ist ein wirklich vorzügliches Starren!

Klar – du kannst dir jedes Jahr eine stärkere Brille kaufen. Das ist einfach.
Vielleicht ist folgender Ansatz aber noch einfacher und vor allem freudvoller und lebendiger. Denn: Du kannst deine Sehkraft verbessern!
Ausblick auf Felder und BäumeDie Ursprünge der Sehschule

Janet Goodrich, die Begründerin der Natürlich besser sehen - Methode, war promovierte Psychologin und Therapeutin nach Wilhelm Reich.

Die Amerikanerin bekam selbst mit 7 Jahren ihre erste Brille. Sie litt unter ihrer Brille und suchte nach Möglichkeiten, sich davon zu lösen. Im Rahmen ihrer Ausbildungen lernte sie die verschiedenen Methoden kennen und verknüpfte diese mit der Kinesiologie, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.

Mit Natürlich besser sehen sehen entwickelte Janet Goodrich die Methode von William Bates (1860 –1931) weiter. Er war der Begründer der Sehtherapie und vertrat den Ansatz, dass Entspannung der Augen das A und O für rechtes Sehen ist.

Der kinesiologische Muskeltest öffnet uns die Türen zur Gefühlswelt und zum Unterbewusstsein.
Durch Bewegung als zentrales Element wird Lebendigkeit erlebbar.
Und Sehen hat zweifelsfrei mit Lebendigkeit zu tun. Oder eben mit fehlender Lebendigkeit.

Welche Gefühle löst verschwommenes Sehen bei dir aus?

Und so bereitest du dich am besten auf die Sehübungen vor:

In der Kinesiologie nutzen wir ein paar Voraktivitäten, die dich nicht nur bei den Sehübungen, sondern bei allen alltäglichen Herausforderungen unterstützen:

Wasser trinken
Überkreuzbewegungen
Atmen!

Lies dir in Ruhe die Anleitung zu den Sehübungen durch. Bevor du beginnst, lege deine Brille ab, falls du eine trägst.

1. Tipp: Blinzeln
Jeder Lidschlag versorgt die Hornhaut des Auges neu mit dem nährstoffreichen Tränenfilm und reinigt die Oberfläche der Hornhaut. Normalerweise blinzeln wir automatisch, ohne dass wir darüber nachdenken müssen etwa 9 bis 15 mal pro Minute. Doch wenn wir angespannt und konzentriert auf etwas schauen, dann sinkt die Häufigkeit des Blinzelns. Das Starren auf den Bildschirm führt zu einer Abnahme der Lidschlagfrequenz von 9,7 auf 4,3 pro Minute .

Mit jedem Lidschlag gibst du deinem Sehen die neue Chance, ein scharfes Bild zu erzeugen … Blinzle also. Wieder und wieder.


2. Tipp: Palmieren
Sorge für ein paar Minuten Ruhe für dich, gerne auch mit entspannender Musik. Suche dir einen Platz im Sitzen, an dem du die Ellbogen bequem, evtl. mit einem Kissen aufstützen kannst oder im Liegen, indem du ebenfalls ein Kissen unter die Ellbogen bzw. Oberarme legst. Probiere eine Position aus, die dir angenehm ist.
Nun reibe deine Handflächen aneinander, bis sie schön warm und gut durchblutet sind. Lege die gewölbten Hände (hohle Hand) so über die Augen, dass ein dunkler Raum zwischen Augen und Händen entsteht. Die Fingerspitzen überlappen auf der Stirn. Atme tief. Schließe die Ritzen zwischen den Fingern, wenn noch Licht hindurchdringt. Schließe deine Augen und atme.
Gönne deinen Augen Ruhe und entspanne sie und gönne deinem Geist Stille. Schaffst du es, 10 Minuten so zu verweilen? Wenn nicht, macht nichts. Du kannst dich steigern.
Wenn du das Palmieren beendest, löse deine Hände ganz allmählich von den Augen, nicht abrupt.
Gib deinen Augen Zeit sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen.


3. Tipp: Der Zauberstift
Jetzt wird es Zeit für Bewegung - aber richtig.
Sehen ist Bewegung. Wann immer wir ein Objekt fokussieren, sind die Augenmuskeln angespannt. Lösen wir den Blick, führen die Augenmuskeln blitzschnelle, winzig kleine Bewegungen aus, bevor die Augen den nächsten Text oder ein Objekt erfassen. Das sind die sakkadischen Augenbewegungen. Durch unsere Sehhilfen und derzeitigen Sehgewohnheiten haben wir schon einen Teil dieser natürlichen Augenbewegung aufgegeben.

Der Zauberstift imitiert die sakkadischen Bewegungen und sagt dem Sehhirn: „ Ah, ok. Alles klar. Es ist Bewegung beim Sehvorgang dabei. Ich erinnere mich und kann das schon.“
Nun geht’s los: Stell dir vor, du besitzt einen imaginären Zauberstift, der sich automatisch verlängert oder verkürzt. Setze ihn in deiner Vorstellung auf deine Nasenspitze. Umrunde alles, was du in deinem Umfeld entdeckst. Blinzle. Atme. Skizziere alles mit deinem imaginären Nasenstift. Dein Geist braucht Formen, Grenzen, Linien, Ränder, Kontraste und Konturen. Führe deinen Stift dabei sanft, locker und rhythmisch mit kleinen Kopfbewegungen. Und während du entspannt blinzelst und atmest, erlangst du deine neue alte Sehgewohnheit!!!


4. Tipp: Posaunen
Erhält die Fähigkeit zwischen nah und fern zu wechseln.

Nimm dir ein Urlaubsfoto mit Gebäuden, Straßen oder Landschaften oder eine Postkarte oder ein Lesezeichen mit schönen farbigen Mustern. Bedecke nun mit der linken Hand das linke Auge. Halte dein Bild in der rechten Hand und bewege es vor dem rechten Auge vor und zurück - als ob du Posaune spielen würdest. Summe dabei. Dir fällt keine Melodie zum summen ein? Dann singe „Oh, when the saints go marching in“. Nun schließe beide Augen und führe die Bewegung singend weiter fort. Stell’ dir vor, wie sich das farbige Motiv vor deinen Augen vor und zurück bewegt. Zum Schluss öffne deine Augen wieder und posaune weiter. Wechsle nach diesen drei Teilen (offene Augen, geschlossene Augen, offene Augen) die Seite. Du deckst nun mit der rechten Hand das rechte Auge ab und posaunst mit links. Singe wieder dabei. Falls du nicht singst oder summst, achte unbedingt auf eine ganz entspannte Atmung. Beim Singen kannst du nämlich nicht die Luft anhalten ;-). Deine Schultern sollten übrigens auch locker sein.


5. Tipp:
Fusion I - Das Tor

Aus eins mach zwei.

Du benötigst deine Zeigefinger: Halte einen Zeigefinger etwa 15 cm vor dein Gesicht und den anderen ca. 30 cm dahinter. Fokussiere deinen hinteren Finger. Während deine Aufmerksamkeit auf den hinteren Finger gerichtet ist, verschwimmt dein vorderer Finger. Und auf einmal sind zwei Finger sichtbar, du siehst das Tor! Wechsle nun den Fokus zwischen den beiden Fingern. Spiele damit. Fällt es dir leicht, fusionierte Bilder zu sehen? Glückwunsch und HURRA! Du hast allen Grund zum Jubeln. Du siehst kein Tor? Bleibe geduldig und neugierig. Hast du daran gedacht zu atmen?
Fusion II
Verschmelzende Kreise - Aus zwei mach drei.

Zoome den Text, bis die Farbkreise von Mitte zu Mitte ca. 7 cm voneinander entfernt sind. Oder drucke das Bild aus. Probiere es einfach aus.
Neige dich nun etwa 30 - 40 cm vor den Bildschirm. Tu so, als würdest du durch das Bild hindurch schauen. Vielleicht verschmelzen die beiden farbigen Bälle zu einem lilafarbenen.

Variiere mit der Entfernung, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Blinzle und atme! Trinke etwas stilles Wasser, führe ein paar Überkreuzbewegungen durch und versuche es wie ein Spiel erneut.

Vielleicht siehst du, wie die Kreise optisch hinter dem Display des Monitors erscheinen.
Und hier noch eine besonders spannende Info: Sage leise oder in Gedanken „rot“ und der Kreis wechselt in einen rötlichen Lila-Ton. Sage dir leise oder in Gedanken „blau“ und du wirst einen Farbwechsel in einen bläulichen Lila-Ton erkennen.
Kreise blau und rot
Liegende Acht schwarzAbschließende Gedanken

Der Augapfel wird von Muskeln gehalten und bewegt. Muskeln lassen sich trainieren. Überanstrengten Muskeln tut Training allerdings nicht gut. Deshalb gönne deinem Sehvermögen Erholung durch Palmieren und häufige Wechsel zwischen nah und fern.

Lasse in deinem Geist Bilder entstehen. Stelle dir Gegenstände, Buchstaben, Symbole mit scharfen, klaren Umrissen vor. Eine liegende Acht eignet sich hervorragend. Stelle dir mit geschlossenen Augen eine liegende Acht vor. Bewege deine Augen entlang der Linie von der Mitte aus nach links oder rechts oben. Bilder, die du in deiner Vorstellung sehen kannst, kannst du auch real besser sehen.

Weiterführende Literatur:
  • Goodrich, Janet: Natürlich besser sehen. Kirchzarten bei Freiburg: VAK-Verlag-GmbH, 2006.
  • Goodrich, Janet: Spielend besser sehen für Kinder, München: Nymphenburger, 1996.
  • Goodrich, Janet: CD „Spielend besser sehen für Kinder“, München: Nymphenburger, 1996
  • Bates, William: Rechtes Sehen ohne Brille. Rohm-Verlag, Bietigheim, 4. überarb. Auflage 1999
Hinweis: Wenn die Verbesserung deiner Sehkraft ein spannendes Thema für dich ist, dann können Kinesiologinnen und Kinesiologen eine große Unterstützung für dich sein. In einer kinesiologischen Balance werden Blockaden und Muster aufgespürt und aufgelöst und neue Perspektiven gefunden.

Über die Autorin

Sandra Papendick

www.lieber-in-balance.de

Das könnte dich interessieren:

 
Bildernachweis:
Augen: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay
Hügel: Bild von Susanne Stöckli auf Pixabay
Farbige Kreise: Bild von Sandra Papendick
Liegende Acht: Bild von Sandra Papendick