Zahlen regieren die Welt, doch glücklicherweise nicht mehr mein Leben!
von Kerstin Haag
Ich erinnere mich noch gerne schmunzelnd an mein letztes Selbstexperiment. Ich wollte nach etlichen Jahren wieder Joggen. Doch aller Anfang ist schwer, und versprach mir so Einiges vom Gebrauch einer Pulsuhr. Als Medizinerin weiß man schließlich, wie schlecht es ist, wenn man mit zu hohem Puls läuft, und so schlussendlich in die Übersäuerung kommt. Was kann man da machen? Richtig – sich ein nettes Hilfsmittel zulegen, das schlauer ist als man selbst, da es einen internen Überwachungsmodus besitzt, gepaart mit Zahlen und Parametern, die es stellvertretend für dich im Sekundentakt auswertet: die Pulsuhr. Wie praktisch! Gesagt getan, Pulsuhr angelegt, Navigations-App an, und los.
Achtung, fertig, stopp!
Ich hatte mich vorher informiert, dass man am besten nicht über einen Puls von 120 hinausgehen sollte. Gut, das würde ich ja wohl irgendwie schaffen. Mein einziger Anhaltspunkt sollte also diese Uhr gespickt mit diesem Richtwert sein. Ich lief los, und schaute immer wieder hektisch auf meine Uhr. 118 – 119- 120 – 121! Oh, schon zu hoch, also wieder langsamer. Weiterlaufen, Blick auf die Uhr - 118 – Gut. Mist, Stein übersehen, puh, Glück gehabt. Blick auf die Uhr – Mist, vor Schreck ist der Puls hoch - 130. Also wieder langsamer. Wieder Blick auf die Uhr - 125 – was macht eigentlich mein Atem ? – Keine Ahnung – Blick auf die Uhr…. Ihr ahnt es schon! Ich war so auf diesen Richtwert fixiert, dass ich mich komplett von mir entfernt hatte. Ich hatte kaum Zeit auf meine Schritte zu achten, meinen Atem. Meine Gedanken konnten nicht in diesen wunderbaren Flow kommen, denn alles drehte sich um meinen Pulsschlag. Grausig! Ich blieb stehen, riss mir diese dämliche Uhr vom Leib, verfrachtete das teure Ding in meine einzige kleine Hosentasche, und lief endlich bei mir selbst angekommen weiter. Fortan achtete ich einfach nur noch auf meinen Atem. Und das war schon schwierig genug. Aber mein Atem gehörte mir selbst, und nicht diesem Gerät. Somit brachte er mich immer wieder in mein eigenes Körperbefinden. Fokus ICH, PUNKT.
Ich hatte mich vorher informiert, dass man am besten nicht über einen Puls von 120 hinausgehen sollte. Gut, das würde ich ja wohl irgendwie schaffen. Mein einziger Anhaltspunkt sollte also diese Uhr gespickt mit diesem Richtwert sein. Ich lief los, und schaute immer wieder hektisch auf meine Uhr. 118 – 119- 120 – 121! Oh, schon zu hoch, also wieder langsamer. Weiterlaufen, Blick auf die Uhr - 118 – Gut. Mist, Stein übersehen, puh, Glück gehabt. Blick auf die Uhr – Mist, vor Schreck ist der Puls hoch - 130. Also wieder langsamer. Wieder Blick auf die Uhr - 125 – was macht eigentlich mein Atem ? – Keine Ahnung – Blick auf die Uhr…. Ihr ahnt es schon! Ich war so auf diesen Richtwert fixiert, dass ich mich komplett von mir entfernt hatte. Ich hatte kaum Zeit auf meine Schritte zu achten, meinen Atem. Meine Gedanken konnten nicht in diesen wunderbaren Flow kommen, denn alles drehte sich um meinen Pulsschlag. Grausig! Ich blieb stehen, riss mir diese dämliche Uhr vom Leib, verfrachtete das teure Ding in meine einzige kleine Hosentasche, und lief endlich bei mir selbst angekommen weiter. Fortan achtete ich einfach nur noch auf meinen Atem. Und das war schon schwierig genug. Aber mein Atem gehörte mir selbst, und nicht diesem Gerät. Somit brachte er mich immer wieder in mein eigenes Körperbefinden. Fokus ICH, PUNKT.
Kontrolle durch Zahlen,...
...das ist nichts für mich. Ich kann sie nicht empfinden, nicht einordnen. Was sagen sie aus? In welchem Verhältnis stehen sie? Eingeteilt in Skalen, Schubladen… Bis 120 ist ok. Ist dann 121 auch noch in Ordnung, oder schon nicht mehr? Wie passt das einzelne Individuum dazu? Einfach alles nur Kauderwelsch für mich. Soll ich etwas durch Zahlen in den Griff kriegen, dann verfalle ich in eine Art Kontrollzwang, der mich dazu bringt, alles nur noch durch diese Richtwerte zu beurteilen. Ich gehe dabei förmlich aus mir raus. Mein Aussehen, Wohlbefinden spielen dann keine Rolle mehr. Es zählt nur noch die Zahl, die es zu erreichen gilt. Sei es beim Sport, beim Essen, Trinken, oder beim Gewicht. Es ist wie ein Wettbewerb. Es kostet Kraft und Nerven. Und weit weg von mir selbst kommt das Eine schnell zum Anderen: plötzlich weiss ich nicht mehr wer ich bin und wo…
...das ist nichts für mich. Ich kann sie nicht empfinden, nicht einordnen. Was sagen sie aus? In welchem Verhältnis stehen sie? Eingeteilt in Skalen, Schubladen… Bis 120 ist ok. Ist dann 121 auch noch in Ordnung, oder schon nicht mehr? Wie passt das einzelne Individuum dazu? Einfach alles nur Kauderwelsch für mich. Soll ich etwas durch Zahlen in den Griff kriegen, dann verfalle ich in eine Art Kontrollzwang, der mich dazu bringt, alles nur noch durch diese Richtwerte zu beurteilen. Ich gehe dabei förmlich aus mir raus. Mein Aussehen, Wohlbefinden spielen dann keine Rolle mehr. Es zählt nur noch die Zahl, die es zu erreichen gilt. Sei es beim Sport, beim Essen, Trinken, oder beim Gewicht. Es ist wie ein Wettbewerb. Es kostet Kraft und Nerven. Und weit weg von mir selbst kommt das Eine schnell zum Anderen: plötzlich weiss ich nicht mehr wer ich bin und wo…
Zurück zu mir
Seit einiger Zeit nun besitze ich keine Waage mehr, keine Pulsuhr und auch keine App, die mir sagt, wie weit ich gelaufen bin und wieviel Zeit ich dafür gebraucht habe. Ich schaue einfach nur noch auf mein eigenes Befinden, meinen Spaß und meine Gesundheit. Ich laufe für mich, und nur für mich.
Seit einiger Zeit nun besitze ich keine Waage mehr, keine Pulsuhr und auch keine App, die mir sagt, wie weit ich gelaufen bin und wieviel Zeit ich dafür gebraucht habe. Ich schaue einfach nur noch auf mein eigenes Befinden, meinen Spaß und meine Gesundheit. Ich laufe für mich, und nur für mich.
Was tun?
Viele meiner Klienten haben ebenfalls das Gefühl für den eigenen Körper und die Emotionen verloren, bzw. verlernt. Stelle ich ihnen die Frage: „welches Körpergefühl haben sie, wenn sie an ihre herausfordernde Situation denken?“ Dann schauen mich nicht selten zwei große fragende Augen an. “Körpergefühl? Hab’ ich nicht, nee, alles gut!“ - „Okay, dann erläutern sie mir doch bitte, wie sich ‘nee, alles gut’ anfühlt in ihrem Körper, dann können wir es mit dem Gefühl ‚nicht alles gut‘ vergleichen“ – Stille – „Wie bitte meinen Sie das?“ Und schwupps, habe ich einen Anhaltspunkt, wo vielleicht angesetzt werden könnte. Schnell Papiere als Bodenanker rausholen „Emotionen“ – „Gedanken“ – “Körper“ drauf schreiben, den Klienten an die Situation denken lassen, oder sie nachspielen, und dabei von einem Anker zum nächsten wechseln. Dabei Blockaden lösen, und immer wieder auch auf den Anker „Körper“ stellen, um in dieses Bewusstsein zu gelangen.
Und die Moral von der Geschicht´, verliere deinen Körper nicht!
Das eigene Körpergefühl ist das A und O in der Prophylaxe von Stress. Es liefert uns absolut wichtige Signale. Wann fühlen wir uns gut? Wann nicht mehr so gut? Wie genau äußert sich das? Und wann genau läuft alles drunter und drüber? Wie fühlt mein Körper sich dann an? Welche Gedankengänge kündigen an, dass ich mich besser einmal um mich kümmern sollte, gepaart mit welchen Emotionen? Ist man in der Lage, diese Fragen für sich zu beantworten, dann kann man sein Boot sicher auch mal durch stürmische Gewässer navigieren. Ich erarbeite mit meinen Klienten oft Listen, die die ersten auftretenden Signale bei Stress beinhalten. Dabei gehen wir immer auf die Ebene der Gedanken und Gefühlswelt ein, sowie auf die körperliche Ebene. Was war ganz am Anfang vom Stress? Welches Bild hatte ich im Kopf? Welchen irreführenden Gedanken? Wie fühlte mein Körper sich dabei an? Sind das meine ersten Anzeichen von Unwohlsein? Um sie wahrzunehmen braucht es eine Pause im Alltag. Ein Atemholen, ein Check Up. Eben ein BEI SICH ANKOMMEN, bei sich selbst, und nicht bei einer App. Reagiert man auf seine ersten Stress Warnsignale dann hat man die Möglichkeit, mit wenig Input, wenig Kraft das Ruder wieder rumzureißen, um wieder auf den sicheren Kurs zu gelangen. Wartet man zu lange, und übersieht die ersten Signale, dann werden die Wellen immer höher, die Entfernung vom richtigen Kurs immer weiter, und die Kraft, die notwendig ist, um wieder an Land zu kommen, muss immer größer sein. Manch einer entscheidet sich dann lieber dazu, sich weiter treiben zu lassen, ziellos im großen Ozean. Bis man schließlich nicht mehr weiß, wer man ist und wo man ist. Und dann? Ja, dann helfen nur noch Zahlen, Apps und Navis, um den sicheren Hafen hoffentlich wieder zu finden…
Viele meiner Klienten haben ebenfalls das Gefühl für den eigenen Körper und die Emotionen verloren, bzw. verlernt. Stelle ich ihnen die Frage: „welches Körpergefühl haben sie, wenn sie an ihre herausfordernde Situation denken?“ Dann schauen mich nicht selten zwei große fragende Augen an. “Körpergefühl? Hab’ ich nicht, nee, alles gut!“ - „Okay, dann erläutern sie mir doch bitte, wie sich ‘nee, alles gut’ anfühlt in ihrem Körper, dann können wir es mit dem Gefühl ‚nicht alles gut‘ vergleichen“ – Stille – „Wie bitte meinen Sie das?“ Und schwupps, habe ich einen Anhaltspunkt, wo vielleicht angesetzt werden könnte. Schnell Papiere als Bodenanker rausholen „Emotionen“ – „Gedanken“ – “Körper“ drauf schreiben, den Klienten an die Situation denken lassen, oder sie nachspielen, und dabei von einem Anker zum nächsten wechseln. Dabei Blockaden lösen, und immer wieder auch auf den Anker „Körper“ stellen, um in dieses Bewusstsein zu gelangen.
Und die Moral von der Geschicht´, verliere deinen Körper nicht!
Das eigene Körpergefühl ist das A und O in der Prophylaxe von Stress. Es liefert uns absolut wichtige Signale. Wann fühlen wir uns gut? Wann nicht mehr so gut? Wie genau äußert sich das? Und wann genau läuft alles drunter und drüber? Wie fühlt mein Körper sich dann an? Welche Gedankengänge kündigen an, dass ich mich besser einmal um mich kümmern sollte, gepaart mit welchen Emotionen? Ist man in der Lage, diese Fragen für sich zu beantworten, dann kann man sein Boot sicher auch mal durch stürmische Gewässer navigieren. Ich erarbeite mit meinen Klienten oft Listen, die die ersten auftretenden Signale bei Stress beinhalten. Dabei gehen wir immer auf die Ebene der Gedanken und Gefühlswelt ein, sowie auf die körperliche Ebene. Was war ganz am Anfang vom Stress? Welches Bild hatte ich im Kopf? Welchen irreführenden Gedanken? Wie fühlte mein Körper sich dabei an? Sind das meine ersten Anzeichen von Unwohlsein? Um sie wahrzunehmen braucht es eine Pause im Alltag. Ein Atemholen, ein Check Up. Eben ein BEI SICH ANKOMMEN, bei sich selbst, und nicht bei einer App. Reagiert man auf seine ersten Stress Warnsignale dann hat man die Möglichkeit, mit wenig Input, wenig Kraft das Ruder wieder rumzureißen, um wieder auf den sicheren Kurs zu gelangen. Wartet man zu lange, und übersieht die ersten Signale, dann werden die Wellen immer höher, die Entfernung vom richtigen Kurs immer weiter, und die Kraft, die notwendig ist, um wieder an Land zu kommen, muss immer größer sein. Manch einer entscheidet sich dann lieber dazu, sich weiter treiben zu lassen, ziellos im großen Ozean. Bis man schließlich nicht mehr weiß, wer man ist und wo man ist. Und dann? Ja, dann helfen nur noch Zahlen, Apps und Navis, um den sicheren Hafen hoffentlich wieder zu finden…
Über die Autorin
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